Kastration auf Zeit – eine Alternative zur Operation beim Rüden?
Seit einigen Jahren gibt es die Möglichkeit, mit einem Hormon-Chip die Wirkung einer Kastration für 6-12 Monate zu imitieren.
Dieser Chip wird mit einer etwas dickeren Kanüle unter die Haut zwischen den Schulterblättern des Hundes gespritzt. Hierfür ist keine Narkose notwendig. In der Folge gibt der Chip kontinuierlich kleine Mengen des Wirkstoffes Deslorelin ab, der in den Regelkreis der Produktion von Geschlechtshormonen (Testosteron) einwirkt und dazu führt, dass die Hoden keine Geschlechtshormone und keine Spermien mehr bilden.
Äußerlich zu erkennen ist dies an einer Verkleinerung der Hoden.
Die sonstigen körperlichen und psychischen Folgen sind dieselben einer chirurgischen Kastration: Unerwünschtes Sexualverhalten verschwindet ganz oder teilweise, die Rüden markieren weniger, berammeln Hunde oder Menschen nicht und sind oft gelassener.
Wie kastrierte Rüden nehmen sie aber auch leichter zu und können Fellveränderungen bekommen.
Die volle Wirkung des Chips beginnt nach ca. 4 Wochen und hält 6-12 Monate, in Einzelfällen bis zu 1,5 Jahren an. Danach setzt langsam die Testosteron- und Spermienproduktion wieder ein und der Hund benimmt sich wieder wie vor dem Setzen des Chips.
Für welche Hunde kommt der Chip in Frage?
Da Kastrationen wie beschrieben nicht nur positive Nebenwirkungen haben, eignet sich der Chip, um auszuprobieren, ob für den individuellen Hund eine (später folgende) chirurgische Kastration sinnvoll wäre. Möglicherweise hilft der Chip auch, ein „Erziehungsfenster“ für Hunde zu gewinnen, die aufgrund ihrer Triebhaftigkeit nur schwer aufmerksam bleiben können.
Genau wie eine chirurgische Kastration kann der Chip aber erlerntes Verhalten (wie z.B. Dauerprobleme mit dem Nachbarsrüden) nicht beeinflussen, hier hilft nur intensives Training.
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